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Hurrikan Melissa: Kubaner retten nicht nur sich, sondern auch geliebte Hunde

Hurrikan Melissa: Kubaner retten nicht nur sich, sondern auch geliebte Hunde

von Stefanie Gräf

Am veröffentlicht

Während Kategorie-5-Hurrikan Melissa über die Karibik fegt, kämpfen die Menschen ums Überleben. Doch sie retten sich nicht allein – ein Bild bewegt Millionen.

Das Wasser steht hüfthoch. Der Wind peitscht. Der Regen prasselt so heftig herab, dass man kaum noch sehen kann. Hurrikan Melissa, einer der stärksten Atlantik-Hurrikane, die jemals gemessen wurden, tobt über Kuba mit Windgeschwindigkeiten von 295 Stundenkilometern.

In Santiago de Cuba kämpft ein Mann gegen die Fluten. Er hätte längst fliehen können, doch er will ihn nicht in dem Chaos zurücklassen. Vor ihm, auf einer improvisierten Holztür, die als Floß dient, steht ein durchnässter Hund. Erschöpft. Aber lebend.

Ein Foto, das um die Welt geht

Der Mann schiebt das behelfsmäßige Floß durch das braune, reißende Wasser. Seine Hände umklammern die Kanten, seine Augen sind auf das Tier gerichtet. Er wird den Hund nicht zurücklassen. Nicht, solange er noch Kraft hat.

Schau dir das an:

Dieses bewegende Bild geht aktuell um die Welt, es ist zum Symbol der Menschlichkeit inmitten der Katastrophe geworden.

Die Hölle über der Karibik

Der verheerende Hurrikan Melissa, einer der stärksten atlantischen Stürme seit Jahrzehnten, hat Kuba, Haiti und Jamaika ins Chaos gestürzt. Häuser wurden fortgerissen, Straßen überflutet, ganze Städte von der Außenwelt abgeschnitten.

Mindestens 25 Tote in Haiti. Acht in Jamaika. Dutzende Vermisste. In Jamaika sind über 25.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. 77 Prozent der Insel sind ohne Strom. In Black River, einer Küstenstadt mit etwa 5.000 Einwohnern, ist die Lage katastrophal.

„Katastrophal ist noch eine milde Beschreibung für das, was wir hier sehen", sagt Bürgermeister Richard Solomon. Das Krankenhaus? Überflutet. Die Polizeistation? Zerstört. Die Rettungsdienste? Handlungsunfähig.

„Ich konnte ihn nicht einfach zurücklassen“

Der Mann auf dem Foto heißt Alexis Ramos, 54 Jahre alt, Fischer, Vater, Tierliebhaber. Als der Sturm sein Haus in der Nacht zum Dienstag traf, brach das Dach ein, Mauern stürzten ein... und sein Hund „Toby“ verschwand im Wasser. „Ich habe nur sein Winseln gehört“, erzählt Alexis später, während er mit zitternden Händen einen Plastikbecher warmes Wasser hält. „Da wusste ich: Ich gehe da raus. Egal was kommt.“

Mit einer alten Holztür, die der Wind in den Hof geweht hatte, stürzte er sich in die Fluten, tastete sich durch Trümmer, bis er seinen Hund fand – völlig erschöpft, aber am Leben. Gemeinsam trieben sie durch die überfluteten Straßen, bis sie einen sicheren Platz fanden.

Inmitten des Grauens sind es Geschichten wie die von Alexis und Toby, die den Menschen Hoffnung geben. „Das war die Hölle“, sagt ein anderer Bewohner, der 52-jährige Reinaldo Charon. „Aber wenn du siehst, dass jemand sogar sein Tier nicht aufgibt, dann weißt du: Wir geben auch nicht auf.“

Jetzt bleibt nur die Liebe

In den sozialen Medien teilen Kubaner und Jamaikaner hunderte ähnliche Geschichten – von Menschen, die Hunde, Katzen und sogar Ziegen aus den Fluten retteten. Ein Video zeigt eine Frau, die drei Welpen in einem Eimer über das Wasser trägt, während im Hintergrund der Wind Dächer davonreißt. Unter dem Clip schreibt jemand: „Wenn alles zerstört ist, bleibt uns nur die Liebe – und manchmal hat sie Fell.“

Tierschutzorganisationen berichten, dass viele Menschen in Notunterkünften ihre Tiere heimlich mitnahmen, obwohl das offiziell verboten war. „Sie wollten sie nicht zurücklassen“, sagt eine Helferin. „Diese Tiere sind Familie.“

Eine Nation kämpft sich zurück

Während Präsident Miguel Díaz-Canel über die Plattform X versprach, den Wiederaufbau sofort zu beginnen, kämpfen sich Freiwillige durch Trümmer, um Eingeschlossene zu retten.

Über 735.000 Menschen mussten auf Kuba in Notunterkünfte gebracht werden, viele haben alles verloren. Doch die Solidarität wächst. Nachbarn teilen Brot, Wasser, Geschichten – und retten, was zu retten ist. „Häuser kann man wieder aufbauen“, sagt Alexis, der seinen Toby fest im Arm hält. „Aber das Herz? Das verliert man nur, wenn man aufhört zu lieben.“

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