Die unwegsamen Berge von Jaén im Süden Spaniens sind ein Ort, an dem die Natur noch weitgehend unberührt ist. Ein Ort, an dem sich Wildtiere zurückziehen können, fernab der Zivilisation. Der Amateur-Naturfotograf Ángel Hidalgo kennt diese Gegend wie seine Westentasche.
Er hat hier mehrere Fotofallen platziert. Am 22. Oktober 2024 überprüft Hidalgo routinemäßig die Aufnahmen einer seiner Kameras. Er erwartet Füchse zu sehen, vielleicht Wildschweine, mit etwas Glück einen Luchs. Doch was er auf dem Display entdeckt, lässt ihn stocken. Denn das ist absolut spektakulär!
Ein Geist im Wald
Zwischen den dichten Bäumen der Bergregion Jaén im Süden Spaniens ist ein Wesen unterwegs, das aussieht wie ein Gespenst: ein weiß schimmernder Iberischer Luchs – das erste dokumentierte Exemplar seiner Art auf der ganzen Welt.
„Ich konnte kaum glauben, was ich da sah“, sagte Hidalgo im Gespräch mit einer Lokalzeitung. „Dieses Tier war wie ein weißer Schatten, lautlos, majestätisch, unwirklich.“
Die Entdeckung, die Geschichte schreibt
Der außergewöhnliche Fund gelang am 22. Oktober und verbreitete sich rasend schnell in den sozialen Medien. Das Tier, ein Lynx pardinus, gehört zu den seltensten Großkatzen Europas.
Doch dieser Luchs ist außergewöhnlich: Er leidet an Leuzismus, einer genetischen Besonderheit, bei der die Haut und das Fell teilweise oder vollständig pigmentlos sind (im Gegensatz zum Albinismus, bei dem auch die Augen betroffen sind).
Das Ergebnis: ein schneeweißes Raubtier mit bernsteinfarbenen Augen, das aussieht, als sei es einem Fantasyfilm entsprungen.
Hoffnungsschimmer für eine bedrohte Art
Dass dieses Tier überhaupt existiert, gilt als ein Zeichen des Erfolgs der Artenschutzprogramme in Spanien und Portugal. Vor etwas mehr als zehn Jahren stand der Iberische Luchs kurz vor dem Aussterben, es lebten damals weniger als 100 Exemplare noch in freier Wildbahn.
Heute schätzt das spanische Umweltministerium die Zahl auf über 2.000 Tiere, verteilt über die gesamte Iberische Halbinsel. Dank aufwendiger Zucht- und Auswilderungsprogramme haben sich die Tiere wieder ausgebreitet.
Der weiße Luchs bleibt geheim
Den genauen Fundort des „weißen Geists von Jaén“ hält Hidalgo geheim – aus gutem Grund. Der seltene Luchs trägt kein Halsband, lebt also komplett wild. Experten befürchten, dass zu viel Aufmerksamkeit neugierige Besucher anlocken könnte, was das Tier gefährden würde.
„Wir wollen nicht, dass er gestört wird“, heißt es von der Tierschutzorganisation Ahora Jaén. „Er ist ein Symbol dafür, dass die Natur immer noch Wunder hervorbringen kann, wenn man sie in Ruhe lässt.“