Dreißig Jahre lang herrschte Stille. In den tiefen, undurchdringlichen Sumpfwäldern im Süden Thailands glaubte niemand mehr ernsthaft daran, dass sie noch existiert - Prionailurus planiceps!
Sie galt bereits als für immer ausgestorben. Doch dann zuckt vor wenigen Tagen mitten in der Nacht im Prinzessin-Sirindhorn-Schutzgebiet ein unsichtbarer Blitz durch die Dunkelheit. Eine Wildtierkamera hatte ausgelöst.
Dieses Tier dürfte es gar nicht mehr geben!
Als die Forscher der thailändischen Naturschutzbehörde und der Organisation Panthera die Speicherkarten auswerten, trauen sie ihren Augen kaum. Auf den körnigen Aufnahmen ist ein Wesen zu sehem, das dort eigentlich nicht mehr sein dürfte.
Ein scheues, rötliches Tier, nachtaktiv und kleiner als eine Hauskatze, das auf den ersten Blick wirkt wie eine seltsame Laune der Natur. Wie eine Mischung aus Katze und Fuchs mit dem großäugigen Gesicht eines Kobold-Makis. Doch die Experten wissen sofort: Sie blicken hier auf eine absolute Sensation.
Das „Phantom“ ist zurück
Es handelt sich um eine Flachkopfkatze. Eine der seltensten, geheimnisvollsten und am stärksten bedrohten Wildkatzen der Welt. Zuletzt wurde sie in Thailand 1995 gesehen – vor drei Jahrzehnten!
In dem südostasiatischen Land galt die Art längst als "möglicherweise ausgestorben". Doch nun liefert die Technik den unwiderlegbaren Beweis: Insgesamt 29 Mal tappte das scheue Tier in die Fotofallen. Das Phantom lebt.
Jubel mit bitterem Beigeschmack
Doch die Freude über das "Wunder von Thailand" ist massiv getrübt. Die Wiederentdeckung ist ein zweischneidiges Schwert.
„Die Wiederentdeckung ist aufregend, aber gleichzeitig auch besorgniserregend“, bringt es Wildkatzen-Experte Kaset Sutasha auf den Punkt. Denn dass die Katze sich so lange verstecken konnte, liegt an ihrem extrem unzugänglichen Lebensraum in Sumpf- und Mangrovenwäldern. Doch genau dieser Lebensraum verschwindet rasend schnell.

Die Sensation könnte von kurzer Dauer sein: Thailands Sümpfe werden zunehmend von der Landwirtschaft verdrängt. Die wenigen verbliebenen Tiere – weltweit schätzt man nur noch 2.500 Exemplare – leben in einem stark zersplitterten Gebiet, bedroht von Krankheiten, die von Hauskatzen übertragen werden.
Ein Bild der Hoffnung
Trotz der düsteren Prognose gibt es einen winzigen Hoffnungsschimmer in den Daten der Forscher. Eine der Kameras fing nicht nur ein Einzeltier ein, sondern ein Weibchen mit ihrem Jungtier.
Damit diese Sensation nicht zum letzten Lebenszeichen einer sterbenden Art wird, fordern Experten nun sofortige Schutzmaßnahmen für das gerade erst wiederentdeckte Phantom des Dschungels.