An diesem Tag im Spätsommer 2025 ist Tierschützerin Christa B. im Haaner Stadtteil Schallbruch (Kreis Mettmann, NRW) unterwegs. Im dortigen Wäldchen zwischen Büschen, Laub und alten Ästen raschelt es – ein leises Miauen, kaum hörbar. Was sie dann sieht, lässt sie erstarren: Überall Katzen. Dutzende. Abgemagert, krank, dem Tod näher als dem Leben.
35 Tiere zählt die Tierschützerin an diesem Tag. Viele von ihnen sind von Parasiten befallen, manche trächtig, andere sind kaum noch in der Lage, sich zu bewegen "so krank und abgemagert waren sie"!
Tiere in Lebensgefahr – Hilfe kommt zu spät
Sieben der Katzen müssen sofort in die Tierklinik. Drei sterben trotz aller Bemühungen. Mit ihrer Organisation, der Aktionsgemeinschaft für Tiere e.V., kämpft Christa B. um jedes Leben. Erst werden sämtliche Katzen medizinisch versorgt, dann werden sie bei befreundeten Tierschutz-Organisationen untergebracht.
Ein Kraftakt für den kleinen Verein, denn die Rettung kostet am Ende 12.000 Euro. Doch noch etwas macht die Tierschützer fassungslos: Das Ordnungsamt wusste von all dem Bescheid.
Wusste die Behörde davon?
Man habe dies gemeldet, erzählt Christa B. „Die haben davon gewusst, aber behauptet, das wären wilde Katzen, und deswegen würde man keine Maßnahmen treffen.“ Für sie ist das ein Skandal, denn das „Ordnungsamt wimmelt immer ab“. Und offenbar ist es kein Einzelfall. Auch anderen Bürgern, die auf die Zustände aufmerksam machen, ergehe es ähnlich.
Ein älteres Ehepaar hatte eine zutrauliche weiße Katze gemeldet, die immer wieder Zuflucht suchte. Die Antwort der Behörde: Das sei ein Freigänger, die gehe abends schon wieder heim. Wenig später wurde die Katze vom Tierschutzverein eingefangen – im Tierheim brachte sie dann fünf Junge zur Welt.

Stadt Haan reagiert ausweichend
Laut Gesetz sind Städte verpflichtet, sich um „Fundsachen“ zu kümmern – auch, wenn es sich dabei um Tiere handelt. Doch genau das scheint in Haan nicht zu passieren, so zumindest der Vorwurf der Tierschützer, die endlich eine Katzenschutzverordnung für die Stadt fordern. Im Klartext: Jede Freigängerkatze muss dann kastriert, gekennzeichnet und registriert sein.
Der entscheidende Vorteil: „Wir können dann bei der Registrierungsstelle anrufen, wissen sofort, wer der Besitzer ist, und die Katzen brauchen nicht ins Tierheim.“ Eine Vorgehensweise, die auch der Stadt Geld sparen würde, so Christa B. Außerdem könnten die Katzen sich so nicht immer weiter unkontrolliert vermehren.
Auf Anfrage des WDR gab die Stadt Haan an, man habe lediglich fünf bis sechs Katzenmeldungen erhalten – und diese Tiere seien „als wildlebend“ eingestuft worden. Von 35 Katzen habe man nichts gewusst.