Es ist ein Fall, der selbst das erfahrene Team des Tierheims Hagen sprachlos macht: 29 Katzen wurden aus einer überfüllten Wohnung befreit – und das ist noch längst nicht das Ende dieses Dramas. Denn da ist ein ganz entscheidendes Detail.
Dr. Andrea Piepenbrink, stellvertretende Leiterin des Tierheims, schildert die verstörenden Szenen: „Sie ducken sich noch immer, wenn Menschen ins Zimmer kommen.“ Die Katzen trauen der neuen Sicherheit nicht – zu tief sitzt der Schock der katastrophalen Haltungsbedingungen.
Katzen-Gefängnis mitten in Hagen
Die Tiere waren nicht unterernährt, sie hatten Futter und Wasser. Doch die Wohnung, in der sie gefunden wurden, war schlichtweg viel zu klein für so viele Tiere. Kein Platz zum Rückzug, kein Raum für natürliche Verhaltensweisen – ein Leben in ständiger Reizüberflutung.
„Es reicht eben nicht, einfach Futter hinzustellen“, sagt Dr. Andrea Piepenbrink im Gespräch mit wa.de. Die Haltung widersprach klar den Empfehlungen der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz.
„Der Stress ist spürbar“
Die psychische Belastung der Katzen ist sichtbar: Viele verstecken sich, erstarren bei menschlicher Nähe. Aggressiv ist keine von ihnen – doch sie haben Angst.
Piepenbrink beschreibt die ersten Tage nach ihrer Ankunft als „extrem angespannt“. Jetzt brauchen sie vor allem eines: Zeit, Geduld und ein liebevolles Zuhause.
Es werden bald noch mehr Katzen!
Auch im Tierheim selbst ist die Belastung groß. Die 29 Neuzugänge verschärfen eine ohnehin angespannte Situation. „Wir sind jetzt voll“, sagt Piepenbrink.
Allerdings gibt es da noch ein Problem... Drei Katzen der 29 Katzen waren trächtig. Bei einer stehen die Wehen noch bevor. Das bedeutet: Noch mehr Tiere, noch mehr Verantwortung – und ein Tierheim, das jetzt bereits an seine Grenzen stößt.
Vermittlung nur zu zweit – oder mit Artgenossen
Die Katzen sollen nicht in Einzelhaltung vermittelt werden. Sie kennen das Zusammenleben in Gruppen – und brauchen auch weiterhin soziale Kontakte zu anderen Katzen. Ideal wäre ein Zuhause, in dem bereits eine verträgliche Samtpfote lebt.
Und: Sie sollen als Wohnungskatzen vermittelt werden – aus gutem Grund. Der Freigang birgt ein zu hohes Risiko, dass die scheuen Tiere in Panik geraten und sich verletzen.
Der Halter? Keine Einsicht!
Besonders erschütternd: Der ehemalige Halter zeigt offenbar keinerlei Reue. Kein Schuldbewusstsein, kein Mitgefühl – dabei hat sein Verhalten zu massivem Tierleid geführt. Für die Tierschützer ein Skandal, der zeigt, wie dringend mehr Aufklärung, Kontrolle und Strafen notwendig sind.
Alle Katzen sind zwischen einem und drei Jahren alt – und „total süß“, wie Piepenbrink betont. Jetzt hofft sie auf verantwortungsvolle Katzenfreunde, die den Tieren zeigen, was ein echtes Zuhause bedeutet.