Die Entdeckung vor wenigen Monaten war eine kleine Sensation: Ranger stießen im Naturpark Gran Bosco di Salbertrand, in den malerischen Westalpen der italienischen Region Piemont, auf einen ungewöhnlichen Vierbeiner.
Optisch ähnelte das Tier einem Wolf – allerdings mit sehr hellem Fell. Ein klares Anzeichen dafür, dass es sich um einen Wolfshybriden, ein Mischling aus Wolf und Hund, handelt. Diese Sichtung hat eine hitzige Debatte über den Umgang mit diesen Tieren entfacht.
Wolfshybride auf dem Vormarsch
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich Wölfe wieder in Europa ausgebreitet, durch strenge Auflagen geschützt. Doch jetzt sind sie erneut stark bedroht – durch ihre eigenen Verwandten, die Wolfshybriden.
Denn der Lebensraum der Wölfe ist heute durchsetzt mit menschlichen Siedlungen. Und dort streifen immer wieder Hunde umher, die sich mit Einzelwölfen paaren. Das Ergebnis dieser ungewollten Begegnungen sind Hybriden, deren Anzahl stetig zunimmt.
In der Toskana machen diese Wolf-Hund-Mischlinge bereits bis zu 70 Prozent der Wolfspopulation aus. In anderen europäischen Ländern wie Österreich, der Schweiz, Polen und Slowenien ist die Entwicklung ähnlich. Wolfshybride sind deutlich resistenter gegen zahlreiche Krankheiten, ein echter Vorteil gegenüber Wölfen.
Droht nun dem Wolf erneut das Aus?
Jetzt tobt ein Streit der Experten. Während einige die Situation als unvermeidlich ansehen, fordern andere ein entschiedenes Handeln in Bezug auf die Wolfshybriden. Francesca Marucco, wissenschaftliche Koordinatorin des Projekts Life WolfAlps EU, stellt etwa im Gespräch mit der britischen Zeitung The Guardian klar: „Wir möchten … alle so schnell wie möglich abschießen."
Dabei dreht sich die Kontroverse weniger darum, ob die Wolfshybriden Menschen gefährlich werden könnten. Die eigentliche Sorge der Naturschützer ist die genetische Verwässerung der reinen Wolfsbestände, was langfristig das Verschwinden der Art zur Folge haben könnte.
Wolfshybride: Ein genetisches Problem
Der helle Wolfshyprid im Piemont, der die Bezeichnung „Blonder“ erhielt, wurde erstmals 2020 im dortigen Susa-Tal gesichtet. In der transalpinen Region an der Grenze zu Frankreich hat allein dieser Hybrid-Wolfshund bereits mindestens zwei Würfe Junge zur Welt gebracht, bevor er verschwand. Möglicherweise wurde er 2022 bei einem Streifzug ins Churer Rheintal (Kanton Graubünden, Schweiz) durch einen Wildhüter erschossen.
„Aus einem einzigen Tier haben wir jetzt mehrere Hybridrudel“, erklärt Luca Anselmo, Forscher bei Life WolfAlps EU, einem Programm, das sich für die Rückkehr der Wölfe nach Europa einsetzen und Konflikte mit Menschen verringern soll. Er sieht vor allem die Gefahr, dass die Wildart des Europäischen Wolfs durch den Kontakt mit den Hybriden genetisch „verschmutzt“ wird - was zu einem Aussterben der Art führen könnte.