Es sollte ein Neuanfang sein: Oithip M. (54) und ihr Partner wollen ihren Bungalow in Groß-Gerau verkaufen und sich damit den Traum vom Leben im Süden erfüllen. Doch der geplante Verkauf im Jahr 2022 wird zum Albtraum – und bringt nicht nur die Hauseigentümer, sondern auch ein unschuldiges Tier an den Rand des Ertragbaren.
Denn alles entpuppt sich als raffinierte Masche einer sogenannten Hauskauf-Nomadin mit erschütternden Folgen. Insbesondere für einen der Hunde der 5-köpfigen Betrüger-Familie.
Betrüger nisten sich in Haus ein
Pia-Rita W. und ihr Mann spielen das perfekte Schauspiel: Sie behaupten, 2,5 Millionen Euro geerbt zu haben und kaufen das Haus auf dem Papier. Alles wird sogar notariell besiegelt. Doch das Geld wird nie fließen.
Dann haben die vermeintlichen Käufer plötzlich keine Unterkunft mehr und bitten darum, vorab schon Sachen bringen zu dürfen. Oithip M. stimmt dem vorzeitigen Einzug zu – aus Mitleid mit den drei Kindern im Alter von 8 bis 15 Jahren. Sie händigt sogar den Hausschlüssel aus, obwohl noch kein Cent geflossen ist. Ein fataler Fehler!
Denn dies ist der Anfang einer sechsmonatigen Belagerung. Die neue „Bewohnerin“ nutzt eine Gesetzeslücke und nistet sich im Keller des Bungalows ein. Sie tauscht sogar Türschlösser aus und macht das Haus zu ihrem Reich.
Mit dabei: zwei Hunde, Kaninchen, ein Hamster und diverse Aquarien. Doch was sich hinter verschlossenen Türen abspielt, wird hinterher sogar Behörden schockieren.
Hund eingesperrt, weil er stört
Inmitten des Chaos enthüllt Oithip M. einen besonders düsteren Aspekt dieser Farce: Der kleinere Hund der Betrüger wird rund um die Uhr in einer schmalen Kunststoffbox gehalten! Angeblich, damit der den zweiten Hund nicht attackiert.
„Der war Tag und Nacht da drin“, sagt die 54-Jährige fassungslos. Ihr Lebensgefährte ergänzt fassungslos: „Der ist darin gehalten worden, damit er den anderen Hund nicht beißt." Das Tier muss monatelang in der viel zu kleinen Box vegetieren – eine offensichtliche Tierquälerei.
Hausbesitzerin wird von Hund attackiert
Der Tiefpunkt für Oithip M. kommt, als sie von genau diesem Hund während einer Streitigkeit mit den Haltern attackiert wird: Bissverletzungen an Unterarm und Oberschenkel. Seitdem hat sie panische Angst vor Hunden und traut sich kaum noch in den Keller ihres eigenen Hauses.
Erst als sich Veterinär- und Jugendamt einschalten, kommt Bewegung in die Sache. Die Betrüger-Familie verschwindet schließlich in einer Nacht- und Nebelaktion, hinterlässt Dreck, Zerstörung und Verzweiflung. Wie sich herausstellt, haben sie auch alle Tiere einfach abgegeben. Den Hausschlüssel allerdings rücken Pia-Rita W. und ihr Mann auch jetzt noch nicht heraus.
Gerichtstermin sorgt endlich für Erleichterung
Als der Fall 2023 schließlich vor Gericht landet, erscheint das Paar nicht. Die Entscheidung fällt am Ende durch ein Versäumnisurteil: Oithip M. darf endlich wieder frei über ihr Eigentum verfügen. Doch das Trauma bleibt – ebenso wie die Gewissheit: Diese Menschen sind Wiederholungstäter. Mindestens fünf weitere Fälle sind dem Anwalt der Hauseigentümer bekannt.
„Ich fühle mich jetzt gut. Ich habe keine Worte mehr", sagt die erleichterte 54-Jährige nach dem monatelangen Martyrium.