Das Albert-Schweitzer-Tierheim in Essen zieht die Notbremse. Die Botschaft der Tierschützer ist unmissverständlich: Niedlichkeit darf nicht über Gesundheit und Wohlergehen gestellt werden! Potenzielle Käufer dieser speziellen Katzenrasse werden eindringlich gebeten, sich vor der Anschaffung umfassend zu informieren.
Der Grund für diesen Aufruf ist eine Situation, die zunehmend dramatischer wird. Die Scottish Fold Katze entwickelt sich zum Albtraum der Tierrettung. Und auch viele Tierärzte schlagen bereits Alarm.
Die Schattenseite der Niedlichkeit
Immer häufiger landen Scottish-Fold-Katzen im Essener Tierheim – eine als Qualzucht bekannte Rasse. „In den letzten zwei Jahren haben wir 81 Schotten aufgenommen“, berichten die Tierschützer auf Facebook. Der Grund: Viele Halter sind mit den gesundheitlichen Problemen ihrer Tiere überfordert.
Warum sind Scottish Folds problematisch?
Was zunächst wie eine bezaubernde Katzenrasse mit niedlichen Knickohren erscheint, entpuppt sich nämlich nur allzu oft als genetische „Zeitbombe“. Die typischen Ohren sind das Resultat eines Gendefekts, der zu schweren Knochenschäden im gesamten Körper führen kann.
Viele Katzen dieser Rasse leiden daher ihr Leben lang unter Schmerzen. Hinzu kommen Atemprobleme, Nieren- und Augenleiden sowie Einschränkungen in der Kommunikation mit Artgenossen.
Obwohl Scottish-Fold-Katzen nachweislich unter genetischen Defekten leiden, gibt es in Deutschland kein klares Zuchtverbot. Das sorgt für Unmut in Tierschutzkreisen und bei Veterinären.
„So niedlich kann doch kein Tier sein!“
Die Betreiber des Tierheims zeigen wenig Verständnis für den unüberlegten Trend. „Leute, so niedlich kann doch kein Tier sein, dass man sich nicht informiert, auch hinsichtlich der Folgekosten“, heißt es im Facebook-Post.
Viele Leute kaufen die Katzen wegen ihres außergewöhnlichen Aussehens – und geben sie ab, sobald gesundheitliche Probleme auftreten. Denn dann wird die trendige Mode-Katze schlagartig extrem teuer durch die erforderlichen Tierarzt-Behandlungen.
Tierheime fordern Umdenken
Neben den Tierschützern aus Essen warnt inzwischen beispielsweise auch der Hamburger Tierschutzverein vor einer regelrechten „Schwemme“ in Bezug auf Aussetzungen und Abgaben dieser Katzenrasse.
„Das kann doch jetzt nicht ernsthaft der neue Trend sein. Ich kaufe mir 'ne niedliche Katze mit Knickohren und wenn die Schmerzen bekommt, dann sollen sich die Tierschützer drum kümmern“, bringt das Tierheim Essen die derzeitige Lage auf den Punkt. Der Appell der Tierschützer lautet deshalb: Erst informieren, dann entscheiden – und auf Qualzuchten verzichten!