Es ist spät am Abend, als das Telefon klingelt. Dennoch steigt eine Freiwillige der Tierhilfe Wolfsburg sofort ins Auto, obwohl 1,5 Stunden Fahrt vor ihm liegen. Das Ziel: ein Haus irgendwo in Niedersachsen, über das Nachbarn seit Monaten besorgt flüstern. Der genaue Ort wird aus gutem Grund nicht öffentlich gemacht.
„Egal wie spät, egal wie weit, egal wie schwierig es wird", beschreibt die Tierschützerin ihre Gedanken in einem emotionalen Facebook-Post. Der Grund für die Eile: Ein Katzenbaby ist gestorben. Und weitere Tiere sind in akuter Lebensgefahr!
Ein Einsatz, der längst überfällig war
Seit Wochen klagten Nachbarn bereits über einen süßlich-fauligen Geruch, der ihnen den Schlaf raubt. Sie ahnten Schlimmes. Doch keiner konnte ahnen, wie schlimm es wirklich war.
Auch die Behörden waren bereits informiert über die Situation der schwer psychisch erkrankten Tierhalterin. Und es war bekannt, dass Katzen im Haus lebten. Eigentlich war klar, dass hier dringend Hilfe nötig war, doch rechtliche Hürden verhinderten bislang schnelles Handeln. Die Tierhilfe Wolfsburg durfte ohne offiziellen Beschluss nicht eingreifen.
Währenddessen kämpften Nachbarn verzweifelt darum, der Frau und ihren Tieren irgendwie beizustehen. Aber ihre Hilfe reicht nicht aus, jetzt spitzte sich die Lage dramatisch zu.
Schockmoment: Ein totes Katzenbaby!
Als die Tierhilfe schließlich alarmiert wird, gibt es zwar noch immer keinen offiziellen Beschluss, doch eine neue tragische Tatsache verändert alles: Ein Katzenbaby ist gestorben. In diesem Moment ist den Freiwilligen klar, dass sie augenblicklich handeln müssen!
Vor Ort dann der nächste Schock: Schon die Einfahrt ist übersät mit leeren Milchtüten, der Eingang ist blockiert und die Haustür lässt sich ebenfalls kaum öffnen. Und dann dieser Gestank! Ein Geruch, der sich in Kleidung, Haut und Haare frisst.
Im Haus erwartet die Retter ein Übelkeit erregendes Messie-Chaos. Müllberge, vergammelte Essensreste, Flaschen, Schimmel und Fäkalien! Und mittendrin Katzen, die versuchen, hier irgendwie zu überleben.
Die kranke und komplett überforderte Bewohnerin lässt die Tierschützerin schließlich hinein, als Nachbarn behutsam vermitteln: „Lass sie rein, sie möchte nur helfen.“
Wie viele Tiere leiden noch?
Vier Katzen konnten die Helfer sichern: zwei erwachsene Tiere und zwei Kitten. Alle sind stark verfloht, aber am Leben. Doch dann die bittere Entdeckung: Im Haus gibt es noch einen weiteren Raum, der allerdings verschlossen ist.
Die schlimme Vermutung: Hierin befinden sich vermutlich weitere Katzen. Niemand weiß, in welchem Zustand sie sich befinden und wann die Behörden endlich handeln können.
Zwischen Tragödie und Mahnung
Trotz all des Grauens betont die Tierhilfe Wolfsburg eines: Die Bewohnerin ist keine Täterin. Sie ist selbst ein Opfer. „Niemand lebt freiwillig so. Niemand versinkt freiwillig in Müll und Dunkelheit“, wird im Facebook-Post betont.
Ein Fall, der erschüttert, aber auch zeigt: Strukturelle Probleme lassen Tiere und Menschen gleichermaßen zurück.