Es sind Worte, die wie eine Bombe einschlagen: „Ein Gast mit Hund ist mir lieber als ein Gast mit Kind." Mario Pulker, österreichischer Gastronom und Wirtefunktionär, hat mit dieser Aussage eine Debatte entfacht, die weit über die Grenzen seines Restaurants hinausgeht.
Was zunächst wie ein spontaner Ausrutscher eines genervten Wirtes klingen könnte, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Kritik an einem gesellschaftlichen Phänomen, das viele Gastronomen umtreibt – aber nur wenige so offen anzusprechen wagen.
Schonungslose Abrechnung mit kleinen Gästen
Pulkers Vorwürfe sind konkret und schonungslos: Während Hunde beim Restaurantbesuch in der Regel artig unter dem Tisch liegen, verwandeln sich Restaurants nach Erfahrung des Gastronomen durch kleine Besucher schnell mal in Schlachtfelder.
Seine Aufzählung liest sich wie ein Horrorprotokoll: Kinder jagen durch die Gaststube, ziehen an Tischdecken, verschmieren Fenster, leeren Salzstreuer aus, zerstören Zahnstocher und trampeln mit schmutzigen Schuhen auf Sitzbänken herum.
Der Gastronom geht noch weiter und stellt eine provokante Frage: „Dulden Eltern massive Ungezogenheit beim Essen auch am eigenen Tisch?" Seine Antwort ist klar: Wer sich nicht benehmen kann, soll anderswo einkehren.
Wenn Erziehung zur Kostenfrage wird
Doch Pulker steht nicht allein da mit seiner Kritik. Ein Restaurantbesitzer im US-Staat Georgia hat das Problem bereits auf seine ganz eigene Art gelöst: Im Toccoa Riverside Restaurant werden Eltern von zu lauten oder störenden Kindern zur Kasse gebeten. Eine Gebühr für „schlechte Erziehung" von bis zu 50 Dollar (knapp 47 Euro) wird kurzerhand zusätzlich auf die Rechnung gesetzt.
Diese radikale Maßnahme zeigt: Das Problem beschäftigt die Gastronomie weltweit. Doch ist eine Geldstrafe wirklich die Lösung für Erziehungsprobleme?
Branchen-Kollegen in Aufruhr
Pulkers provokante Aussagen haben in der österreichischen Gastronomie-Szene für gehörigen Wirbel gesorgt. Einige Kollegen bemühen sich um Schadensbegrenzung und Beschwichtigung. Gegenüber dem ORF betont etwa Werner Hörl aus Zell am See: „Bei uns ist das überhaupt kein Problem." Ein deutlicher Kontrast zu Pulkers harter Linie.
Das Dilemma der modernen Gastronomie
Hinter der Kontroverse steckt ein tieferliegendes gesellschaftliches Problem: Wo endet die Toleranz gegenüber Familien, und wo beginnt die Rücksichtnahme auf andere Gäste? Pulker argumentiert, dass Eltern oft so handeln, „als ob das Lokal ihnen allein gehören würde" – eine Beobachtung, die viele Gastronomen und andere Gäste teilen.
Die Frage ist brisant: Haben Restaurants das Recht, bestimmte Gästegruppen auszuschließen? Oder ist das Diskriminierung?
Umfrage enthüllt gespaltene Gesellschaft
Die Brisanz des Themas zeigt sich in aktuellen Zahlen: Eine Umfrage im deutschsprachigen Raum ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten Verständnis für kinderfreie Restaurants hat. Gleichzeitig stellen Hunde für knapp 60 Prozent kein Problem dar – ein Ergebnis, das Pulkers kontroverse Haltung zu untermauern scheint.
Diese Zahlen zeigen: Der Gastronom hat einen Nerv getroffen und spricht aus, was viele denken, aber nicht zu sagen wagen. Und es stellt sich die Frage: Hat der Hund das bessere Benehmen – oder einfach die besseren Nerven?