Mai 2023: An diesem Frühlingstag wird es den Bewohnern einer eigentlich ruhigen Wohnsiedlung in Lippstadt zu bunt. Sie sind besorgt und rufen kurzerhand die Polizei.
Der Grund: ein beißender, fast unerträglicher Verwesungsgeruch, der aus einem unscheinbaren Einfamilienhaus dringt. Was die Einsatzkräfte wenig später dort entdeckten, ließ selbst erfahrene Tierretter sprachlos zurück.
Ein Bild des Schreckens
Die Situation im Inneren des Hauses war so extrem, dass Helfer das Gebäude nur mit Atemschutzmasken betreten konnten. Überall im Haus: Unrat, Gestank – und zahllose Katzen in verzweifeltem Zustand. In Wänden, Möbeln, sogar hinter der Küchenzeile hatten sich die Tiere verkrochen. Unterernährt, verängstigt, verwahrlost.
Erst nach mehrtägigem Einsatz gelang es Tierschützern, alle 167 Katzen zu sichern – viele von ihnen waren in einem kritischen Zustand.
Hintergrund: Ein Plan, der in eine Tragödie führte
Das betroffene Ehepaar hatte offenbar einst große Pläne: Gemeinsam mit ihrer Tochter wollten sie ein Katzencafé eröffnen. Nach dem plötzlichen Tod der Tochter im Alter von nur 19 Jahren, so schilderten es die Angeklagten vor Gericht, sei ihr Leben entgleist. Man habe sich nicht mehr um das kümmern können, was man begonnen hatte.
Der Ehemann gab an, zusätzlich mit dem Bau eines neuen Hauses überfordert gewesen zu sein. Doch das Gericht zeigte klare Kante: „Bei allem Verständnis – dann hätten Sie sich Hilfe holen müssen“, so der Richter.
Harte Worte im Gerichtssaal – und ein deutliches Urteil
Das Amtsgericht Lippstadt sprach von „wahnsinniger Rohheit“ und einem Fall, der über Wochen extremes Leid über die Tiere gebracht habe. Das Urteil:
- 18 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung für den Mann
- 15 Monate auf Bewährung für die Frau
- 100 Sozialstunden für beide
- Jeweils 2.000 Euro Geldstrafe an das örtliche Tierheim
- Tierhalteverbot für fünf Jahre
Das Urteil wurde von den beiden Angeklagten noch im Gerichtssaal akzeptiert. Das unvorstellbare Leid, das die Katzen durch sie erlitten haben, lässt sich dadurch jedoch icht wieder gutmachen.

Ein Mahnmal in der Nachbarschaft
Der Fall hat nicht nur im Gerichtssaal für Entsetzen gesorgt. Auch viele Anwohner sind bis heute geschockt. Das unscheinbare Haus ist für viele zum Symbol geworden – für das, was passieren kann, wenn Überforderung, Isolation und mangelnde Verantwortung zusammentreffen.