Während Familien in der niedersächsischen Hauptstadt ganz normal beim Abendessen sitzen und Kinder ihre Hausarbeiten erledigen, geschieht am Montagabend im hannoverschen Stadtteil Kirchrode etwas höchst Ungewöhnliches.
Anwohner trauen ihren Augen kaum, als ein Wolf mit einem Mal seelenruhig durch die Tiergartenstraße läuft – mitten im Wohngebiet, direkt zwischen parkenden Autos und Vorgärten.
Wolfssichtung mitten in Hannover
Ein Anwohner greift geistesgegenwärtig zum Handy und hält den unheimlichen Moment auf Video fest. Das Filmmaterial zeigt das deutlich zu sehende Tier in voller Größe, sein graues Fell glänzt im Laternenlicht. Und tatsächlich entpuppt sich der Vierbeiner als waschechter Wolf.
Wolfsberater Raoul Reding bestätigt gegenüber t-online: „Ja, es handelt sich eindeutig um einen Wolf. Vermutlich ein junges Tier, das sich verlaufen hat.“ Doch für viele Anwohner ist diese Erklärung nur bedingt beruhigend …
Politiker fordert Aufklärung: „Familien mit Kindern haben Angst!“
Das Video verbreitet sich rasant in WhatsApp-Gruppen, auf Instagram, in den Nachrichten. Die CDU in Hannover reagiert prompt: Umweltpolitiker Maximilian Oppelt spricht von einem „dramatischen Moment“ und fordert, die Stadt müsse dringend prüfen, ob sich der Wolf noch im Stadtgebiet aufhält.
„Familien mit Kindern machen sich Sorgen“, schreibt Oppelt in einem emotionalen Instagram-Post. In den Kommentaren sammeln sich binnen Stunden hunderte Reaktionen – zwischen Faszination und Furcht:
„Unglaublich, dass so etwas mitten in der Stadt passiert!“
„Ich lasse mein Kind abends nicht mehr allein raus.“
Die Unsicherheit wächst, vor allem, weil niemand genau weiß, wohin der Wolf nach seiner nächtlichen Tour verschwunden ist.
Minister beruhigt: „Kein Wolfsrudel in Hannover“
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) versucht, die Wogen zu glätten. „Es wird kein Wolfsrudel in Hannover geben“, sagt er nach einem Treffen mit Vertretern aus Landwirtschaft und Umweltschutz. Die Stadt biete schlicht nicht genug Nahrung, weder Wild noch Nutztiere seien hier in ausreichender Zahl vorhanden.
Das Tier, das am Montagabend durch Hannover streifte, sei vermutlich weitergezogen, erklärt Meyer. „Es war wahrscheinlich auf Nahrungssuche. In Hannover gibt es viele Grünflächen, aber der Wolf ist nicht auf Menschen fixiert.“
Gleichzeitig mahnt der Minister zur Gelassenheit: „Der Wolf ist eben hier auch heimisch. So etwas wird in Zukunft immer wieder passieren.“
Zwischen Faszination und Furcht
Während Experten betonen, dass noch nie ein Wolf in Deutschland einen Menschen angegriffen hat, wächst in den sozialen Medien die Diskussion. Viele Nutzer fordern mehr Aufklärung und Sicherheit, andere feiern den Moment als Zeichen einer Rückkehr der Natur in die Stadt.
Ein Kommentar unter dem viralen Video bringt es auf den Punkt: „Es ist irgendwie beängstigend – aber auch schön. Ein Stück Wildnis mitten unter uns.“
Ob der Wolf tatsächlich weitergezogen ist, bleibt unklar. Fest steht: Kirchrode hat eine Nacht erlebt, die niemand so schnell vergessen wird.