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Kätzchen mit Polydaktylie
© Lux Blue / Shutterstock

Polydaktylie bei Katzen: Was ist das eigentlich?

von Stefanie Gräf

am aktualisiert

Es klingt fast wie eine Krankheit, doch damit hat Polydaktylie nichts zu tun. Doch was hat es mit Poly-Katzen auf sich? Wamiz klärt auf.

Polydaktylie ist für Fans einfach nur ein faszinierendes genetisches Merkmal, das bei Katzen auftritt und sie zu besonderen Tieren macht. Andere haben kein gutes Gefühl bei diesem Phänomen. Ist Polydaktylie einfach nur außergewöhnlich oder grenzt so etwas bereits an Qualzucht? 

Dieser Ratgeber soll Ihnen helfen, mehr über Polydaktylie bei Katzen zu erfahren, von den Ursachen und genetischen Hintergründen bis hin zu Pflegehinweisen für betroffene Katzen.

Was ist Polydaktylie bei Katzen?

Normalerweise haben Katzen insgesamt 18 Zehen an ihren vier Pfötchen, jeweils fünf vorne und hinten vier. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Immer wieder gibt es Stubentiger, die mehr Zehen haben als üblich. Poly-Katzen können sechs, sieben oder sogar mehr Zehen haben. Sehen wir so ein Tier zum ersten Mal, sind Katzenfans meist irritiert und fragen sich, ob mit solchen Katzen alles in Ordnung ist.

Die Antwort darauf lautet: Ja! Jedenfalls wenn dieses Tier schon von Geburt an mehr Zehen aufweist. Bei ihr liegt Polydaktylie vor, auf Deutsch: Vielfingrigkeit. Der Ausdruck stammt aus dem Griechischen und ist zusammengesetzt aus den Begriffen poly (viel) und daktylos (Finger). Bei der Polydaktylie handelt es sich um eine unproblematische genetische Mutation.

Polydaktylie bei Katzen: Wie entsteht sie?

Der auslösende Faktor für die Polydaktylie bei Katzen ist das sogenannte Sonic Hedgehog Gen. Dieses ist für die Bildung der Zehen an den Pfoten verantwortlich. Liegt hier eine genetische Mutation vor, die autosomal dominant vererbt wird, kommen Kätzchen mit mehr Zehen als üblich zur Welt. 

Autosomal dominant bedeutet in diesem Zusammenhang, dass eine Katze das Merkmal vererben kann, wenn sie das mutierte Gen von einem ihrer Elternteile erbt. Durch die Mutation wird das Sonic Hedgehog Gen nicht rechtzeitig „abgeschaltet“ und es initiiert die Bildung von zusätzlichen Zehen. Der aktuelle Weltrekord liegt übrigens bei insgesamt 28 Zehen! Sieben Zehen pro Pfote scheint allerdings das Limit zu sein.

Polydaktylie bei der Katze: Ist das Qualzucht?

Bei Polydaktylie handelt es sich nicht um eine Qualzucht. Tatsächlich wird sogar diskutiert, ob die Vielfingrigkeit nicht sogar von Vorteil ist. Möglicherweise können polydaktyle Katzen besser greifen, klettern und sich beispielsweise bei Schnee fortbewegen. 

Polydaktylie bei Katzen
Katze mit Polydaktylie (SNAPSY / Shutterstock)

Besonders häufig kommt Polydaktylie bei den aus Nordamerika stammenden Maine Coon Katzen vor. Bei diesen Arbeits- und Schiffskatzen war die Genmutation durchaus von Vorteil. Auch bei der Rasse Pixie Bob sind häufiger polydaktyle Vertreter zu finden.

Da der bekannte Schriftsteller, Reporter und Großwildjäger Ernest Hemingway ebenfalls „Poly-Katzen“ hielt, werden polydaktyle Samtpfoten häufig auch als Hemingway-Katzen bezeichnet.

Welche Formen von Polydaktylie bei Katzen gibt es?

Fachleute unterscheiden hier vor allem zwei Typen: 

  • Patty-Foot-Form
  • Mittens-Form

Bei der Patty-Foot-Form sind die zusätzlichen Zehen so angeordnet, dass sich eine große runde Pfote ergibt. Der Name rührt daher, weil die Pfotenform entfernt den sogenannten Burger-Pattys, Bratlingen, ähnelt. Die Mittens-Form wiederum vermittelt den Eindruck, als hätte die Katze Fäustlinge (engl. Mittens) über ihre Pfötchen gezogen.

Vorteile und Nachteile der Polydaktylie

Vorteile

  • Verbesserte Kletterfähigkeit: Die zusätzlichen Zehen können Katzen helfen, besser zu klettern und sich festzuhalten.

  • Besondere Aufmerksamkeit: Polydaktyl-Katzen ziehen oft mehr Aufmerksamkeit auf sich und können daher schneller adoptiert werden.

Nachteile

  • Pflegeaufwand: Die zusätzlichen Zehen erfordern möglicherweise mehr Pflege, insbesondere wenn sie schlecht geformt sind oder zu Problemen wie eingewachsenen Krallen führen.

  • Gesundheitsrisiken: In seltenen Fällen können die zusätzlichen Zehen Fehlbildungen aufweisen, die chirurgische Eingriffe erfordern.

Polydaktylie-Katze kaufen oder besser nicht?

Genau diese außergewöhnliche Form der Tatzen durch die zusätzlichen Zehen wird von vielen Menschen als besonders niedlich empfunden. Dennoch bekommt man in Deutschland kaum Poly-Katzen zu kaufen, denn hier ist die gezielte Zucht ist sehr umstritten. Während die einen dies als Defekt ansehen, stellen die zusätzlichen Zehen für andere lediglich eine liebenswerte Besonderheit dar. 

Katze Polydaktylie
Diese schlafende Katze hat eine polydaktyle Pfote (Lux Blue / Shutterstock)

In den USA etwa ist dieses Merkmal sogar sehr beliebt, weshalb dort auch gezielt polydaktyle Stubentiger gezüchtet werden. In den dortigen Züchterkreisen argumentiert man, dass diese Anomalie die Tiere nicht einschränkt, sondern ihre Balance- und Kletterfähigkeiten noch deutlich verbessere.

Mit einer Poly-Katze züchten?

Polydaktylie ist in einigen Zuchtkreisen ein umstrittenes Thema. Während einige Züchter das Merkmal fördern, weil es als charmant und einzigartig angesehen wird, sehen andere es als eine genetische Anomalie, die nicht gezielt vermehrt werden sollte. 

In Deutschland ist die Zucht mit polydaktylen Katzen nicht grundsätzlich verboten. Allerdings wird nach Möglichkeit vermieden, Träger des Sonic Hedgehog Gens miteinander zu verpaaren. Auch ein entsprechendes Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft rät ausdrücklich von einer gezielten Zucht von Polydaktylie-Katzen ab.

Berühmte Poly-Katzen

Eine der bekanntesten Gruppen von Polydaktyl-Katzen sind die sogenannten Hemingway-Katzen, die in Key West, Florida, leben. Diese Katzen stammen von einem Kater ab, den der Schriftsteller Ernest Hemingway besaß. Heute leben viele Nachkommen dieses Katers im Hemingway-Haus, das zu einem Museum und Schutzgebiet für diese einzigartigen Tiere geworden ist.

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