Frau von Bourscheidt, Sie sind Hundefotografin. Was war zuerst da: Die Liebe zum Hund oder zur Kamera?
Ganz eindeutig die Liebe für den Hund! Ich wusste erst gar nicht, was ich beruflich machen soll. Als ich mit meinem Zwergpudel Muffin in die Hundeschule ging, hörte ich, dass es Ausführservices für Hunde gibt und sich immer mehr Leute damit selbstständig machen. Daraufhin habe ich eine Ausbildung zur Hundetrainerin absolviert und mich relativ schnell selbstständig gemacht. Innerhalb von sechs Monaten war meine Gruppe mit zehn Hunden voll.
Wann schlich sich die Fotografie ein?
Irgendwann nahm ich die Kamera von meinem Freund mit auf Gassitouren und begann, Bilder von den Hunden für meine Kunden zu machen. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich mich immer mehr damit befasst habe. Ich habe mir gute Objektive zugelegt und mir alles selbst beigebracht.
Und Sie haben es zu ihrem Beruf gemacht.
Ja, das war ein schleichender Prozess. Ich hatte immer mehr Anfragen für Fotoshootings und bekam von anderen Fotografen das Feedback, dass meine Bilder gut sind. Also von Menschen, die schon beruflich damit erfolgreich waren! Vor einem Jahr habe ich dann nicht mehr alles unter einen Hut gebracht. Heute habe ich zwei Mitarbeiterinnen, die den Ausführservice machen, und ich mache die Fotografie, Organisation und Buchhaltung.
Wie kriegen Sie es hin, dass die Hunde immer das machen, was Sie für ein Foto brauchen?
Die Frage ist, was man für einen Anspruch an den Hund hat. Es geht nicht darum, dass sie machen, was ich möchte.
Dafür braucht es auch nicht viel Schnickschnack. Natürlich ist es gut, wenn der Hund schon „Sitz” und „Bleib” kann. Aber wenn nicht, dann lässt man ihn einfach machen. Außerdem gibt es ein paar Tricks, damit sie besonders süß in die Kamera schauen.
Wie sehen diese Tricks aus?
Lustige Geräusche machen oder mit der Leckerli-Tüte rascheln. Es gibt auch Apps, mit denen man Tiergeräusche abspielen kann.
Gibt es auch Shootings, bei denen so gar nichts klappt?
Nein.
Aber es gibt Hunde, bei denen man wissen muss, wie man mit ihnen umgeht. Gerade ängstliche Hunde oder Hunde, die sehr aufgeregt sind. Noch mehr Leckerlis und noch mehr Aufmerksamkeit machen dann alles nur noch schlimmer. Noch dazu ist auch das Frauchen ganz aufgeregt. Dann muss ich erst mal Ruhe reinbringen.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Es ist schwierig, das auf eine Sache zu reduzieren, ich liebe die Arbeit mit Hunden einfach sehr. Besonders Freude macht es, wenn die Besitzer die Fotos zum ersten Mal auf dem Display sehen. Das ist immer ein ganz toller Moment. Die meisten Menschen haben ihre Hunde noch nicht so gesehen, wie ich sie mit der Kamera festhalte.
Dennoch scheinen solche Angebote immer beliebter zu werden. Ist der Hund wichtiger geworden?
Schöne Bilder sind wichtiger geworden. Durch das Internet und Instagram, wo schon gleich jeder Hund ein Instagram-Profil hat, ist bei den Menschen ein Bewusstsein entstanden: Oh, ich kann ja auch von meinem Hund professionelle Fotos anfertigen lassen. Wenn ich älteren Nachbarn erzähle, dass ich Hundefotografin bin, fallen die aus allen Wolken. Das gab es bei denen früher noch nicht.
Für viele klingt das heute aber nach einem Traumberuf.
Oh ja, es macht viel Spaß. Ich hatte einmal einen Schäferhund gemeinsam mit einer Laufente vor der Kamera, das war das lustigste Shooting. Die beiden kennen sich von klein auf und gehen jeden Tag gemeinsam spazieren. Ansonsten sorgt auch mein Hund für Lacher. Wenn ich mit ihm unterwegs bin, posiert er immer minutenlang überall, weil er es schon so gewöhnt ist. Dann fotografieren die Passanten auch teilweise uns.